Settingsensitive Konzeptualisierung und Erfassung der Lebens­qualität in der telemedizinischen Versorgung
Das Projekt

Das Projekt

GEFÖRDERT DURCH

Das Tele-QoL Projekt bekommt eine positive Transferempfehlung vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Damit werden Organisationen und Institutionen im Gesundheitswesen gebeten, den Fragebogen innerhalb ihrer Zuständigkeit zu berücksichtigen.

Förderzeichen: 01VSF16027


Ziel des Tele-QoL-Projekts ist die Entwicklung eines Instruments zur Erfassung der Lebensqualität von Patient*innen mit chronisch physischen oder/und psychischen Erkrankungen im Kontext telemedizinischer Anwendungen. Der Tele-QoL trägt damit dem Bedarf eines sensitiven und an patientenbezogenen Maßen orientierten Instruments zur Entwicklung, Implementierung und Evaluation telemedizinischer Anwendungen Rechnung.

Da gerade für ältere Patient*innen mit chronischen Erkrankungen aber auch für psychiatrische Patient*innen oft nicht die vollständige Heilung, sondern ein guter Umgang mit Symptomen und Einschränkungen und damit eine gute Lebensqualität trotz der Erkrankung(en) im Vordergrund der Behandlung steht, hat sich die Lebensqualität als wichtiger Endpunkt für die Versorgung von Patient*innen etabliert.

Lebensqualität wird im Rahmen des Projekts als multi-dimensionales Konstrukt verstanden, welches sich sowohl aus der subjektiven Bewertung physischer, psychischer sowie sozial-ökologischer Aspekte zusammensetzt, als auch den kulturellen Rahmen, die Umwelt und das individuelle Wertesystem von Personen einbezieht (Renneberg, 2006). Damit ist Lebensqualität sowohl ein Maß für die subjektive Bewertung der eigenen Gesundheit und des Wohlbefindens, als auch Abbild der allgemeinen Lebenssituation und individuellen Einschätzung der Lebenszufriedenheit und stellt damit ein wichtiges Kriterium für die Bewertung und Umsetzung von gesundheitsbezogenen Maßnahmen dar (Erhart, Wille & Ravens-Sieberer, 2006).

Wie die Projektarbeit zeigte, erfassen existierende Lebensqualitäts-Verfahren zwar die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patient*innen mit verschiedenen Erkrankungen; diese beziehen dabei aber kaum Aspekte ein, die auf das Erfassen der Beeinflussung durch die Versorgung mit telemedizinischen Anwendungen abzielen.

Um wichtige patientenbezogene Kriterien (z.B. Erhöhung der erlebten Sicherheit und subjektiven Kontrolle im Kontext telemedizinischer Anwendungen) bei der Erfassung von Lebensqualität im Rahmen der telemedizinischen Versorgung zu berücksichtigen, zeichnete sich die Erweiterung des Konstrukts der Lebensqualität um eine ergänzende, die Versorgung betreffende Domäne als notwendiger Schritt bei der Entwicklung des Tele-QoL ab.

Der Tele-QoL basiert auf der Erweiterung des Konstrukts der Lebensqualität um eine versorgungsbezogene Domäne und ist damit als setting-sensitives „add-on-Instrument“ zur Erfassung von versorgungsspezifischen Aspekten der Lebensqualität im Kontext telemedizinischer Anwendungen zu verstehen. Der Fragebogen bietet damit die Möglichkeit, die Versorgung von Patient*innen im telemedizinischen Kontext an verschiedenen Schnittstellen zu verbessern:

Verbesserung der patientenorientierten Endpunkte der Versorgung

Durch die Setting-sensitive Erfassung der Lebensqualität lassen sich telemedizinische Anwendungen und die individuelle telemedizinische Versorgung von Patient*innen mit chronischen oder/und psychischen Erkrankungen besser an die (Versorguns-)Bedürfnisse der einzelnen Patient*innengruppen anpassen.

Optimierung der Patientenorientierung in der Versorgung

Die Berücksichtigung Setting-relevanter Patient*innen-berichteter Aspekte (PROM/PREM) bei der Entwicklung und Evaluation telemedizinischer Anwendungen stärkt die Patient*innenorientierung in der Versorgung und ermöglicht eine Integration subjektiv-relevanter Aspekte (z.B. Patientensicherheit) im telemedizinischen Kontext. Dies kann zu erhöhter Akzeptanz, verbesserter Compliance sowie mehr Aktivierung und Empowerment seitens der Patient*innen führen.

Stärkung partizipativer Anteile der Versorgungsforschung

Durch die breitere Berücksichtigung der Patient*innenperspektive erhalten professionelle Akteure unmittelbares Feedback zu den psychosozialen Auswirkungen der telemedizinischen Anwendungen, was die Umsetzung notwendiger Anpassungen der telemedizinischen Versorgungsangebote ermöglicht.